Dienstag, 13. Juni 2017

Der Tag des Untergangs meiner Heimatstadt

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Bürgerentscheid in Roßlau


Roßlau/MZ. -

An einem Sonntag pflegt die Elbestadt Roßlau für gewöhnlich den Müßiggang. Der Hund wird ausgeführt und der Pegel der hochwasserführenden Elbe persönlich kontrolliert. Das Mittagessen steht mit Glockenschlag zwölf auf dem Tisch und dann ist Mittagsruhe. Am Sonntag aber summte und brummte es auf den Straßen und Plätzen: Roßlau strömte in die sechs Wahllokale. 12 255 Wahlberechtigte waren aufgerufen, über eine Fusion der Städte Roßlau und Dessau zu entscheiden.

Der Plan ist umstritten seit den ersten Gesprächen. Für die Entscheidung hatten sich die Roßlauer einen Bürgerentscheid nach allen Regeln der Gemeindeordnung Sachsen-Anhalts ausbedungen.

Der Abstimmungstag war mit großer Spannung erwartet worden. Schon am Vormittag zeichnete sich eine hohe Wahlbeteiligung ab. Im Wahllokal im Rathaus hatten gegen Mittag bereits über 26 Prozent der Wahlberechtigten abgestimmt, in anderen Abstimmungsorten sah es ähnlich aus.

In einigen Wahllokalen ging es zeitweise zu wie in einem Taubenschlag, einige mussten vor der Abstimmung Schlange stehen. "Das hatten wir zuletzt bei Wahlen in der DDR", sagten Hilmar und Konstanze Lippold lachend. Die Roßlauer machten nach ihrer Abstimmung, für die elektronische Wahlgerät genutzt wurden, kein Hehl über ihr Votum. "Wir haben für ein eigenständiges Roßlau gestimmt", so Hilmar Lippold. "Ich bin von Anfang an Roßlauerin. Und das will ich bleiben", sagte Frau Konstanze.

Für den neuen Weg hingegen hat sich Jutta Didlaukies ausgesprochen. "Wir dürfen doch nicht immer nur zurückblicken. Die Situation heute ist eine ganz andere als 2001", so die 68-Jährige. Vor dreieinhalb Jahren hatte Roßlau schon einmal über eine Eingemeindung abgestimmt - und sich mit großer Mehrheit für die Eigenständigkeit ausgesprochen.

Pro und Kontra hielten sich bei der stichprobenartigen Umfrage vor den Wahllokalen die Waage. Diskutiert wurde nicht mehr, gestritten auch nicht. Heftige Debatte hatte es in den Wochen zuvor genug gegeben.





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